Cannery Row
Cannery Row in Monterey in California is a poem, a stink, a grating noise, a quality of light, a tone, a habit, a nostalgia, a dream.
John Steinbeck, Cannery Row,
Während die Kinder im Pool oder im Bett waren und Regina ein Buch gelesen und die Wäsche gemacht hat, bin ich alleine Richtung Küste aufgebrochen, um Spuren von John Steinbeck in Monterey zu finden. Dazu habe ich den Bus der Linie B genommen. Laut Aushang kostet ein Daypass 10$, lohnt sich also ab 4 Einzelfahrten und ich will an mehreren Stellen vorbeischauen. Das Ticket kostet dann doch nur 6$ und ich erhalte mein Wechselgeld in Form eines Ticketgutscheins. Was soll ich damit nur anfangen. Der Nebel ist wieder etwas stärker geworden über der Stadt. Überhaupt war das Wetter heute den ganzen Tag schon nicht so toll. Zwar nicht kalt, aber immer ein bisschen nebelig. Da fällt mir wieder ein, dass dieser Nebel wichtig ist, für die Küstenwälder. Also eigentlich kein schlechtes Wetter. Und eine Regenjacke braucht man hier ohnehin nicht, wenn man Albert Hammond vertrauen darf.
Zuerst besuche ich das Haus, das John Steinbeck in Monterey bewohnt haben soll. Es steht in der 460 Pierce Street und beherbergt heute ein Institut für International Studies. Ich weiß nicht, ob Steinbeck hier wirklich gewohnt hat, eine Tafel konnte ich jedenfalls nicht finden.

Nach der Weiterfahrt Richtung Aquarium erreiche ich die Cannery Row. Unbemerkt fiel mir mein Busticket aus der Tasche, als ich mein Handy zum fotografieren herausziehe. Eine junge Frau aus einem Küchenstudio, das auf der anderen Straßenseite gelegen ist, tritt aus dem Geschäft und ruft mir über die Straße hinweg zu: „Sie haben da etwas verloren!“ Auf ihr Rufen hin drehe ich mich um und sehe mein Busticket hinter mir auf dem Trottoir liegen. Noch während ich es aufhebe bedanke ich mich bei der Frau, die bereits wieder in ihren Laden zurückgeht. Die Cannery Row, oder Straße der Ölsardinen, wie sie in der Übersetzung heißt, ist eine Straße, eine Häuserreihe hinter der Küste. Dort lagen einst die großen Konservenfabriken, in denen Fisch in Dosen gepresst wurden. Heute sind dort verschiedene Bars und Restaurants untergebracht. Auch Anbieter für Freizeitaktivitäten, wie Bootsausflüge, Fahrradverleih und vieles weitere sind in den alten Gebäuden ansässig. Einzig ein Geschäft für Fischkonserven kann ich nicht ausfindig machen, während ich die Straße entlangflaniere.











Auf dem Weg zurück zum Bus kommt mir das Missgeschick mit meiner Busfahrkarte wieder in den Sinn und auch, dass ich noch einen Gutschein für die Busgesellschaft in Monterey in der Tasche habe, den ich nicht mehr einlösen kann, wenn wir hier morgen wieder aufbrechen. Ich gehe also den Weg zurück zu dem Küchenstudio und biete der netten jungen Frau, die mich auf den Verlust meines Tickets hingewiesen hat, den Gutschein an, den sie mit großer Freude und Dankbarkeit entgegen nimmt. Auch ihre Kollegen winkt mir noch dankbar aus dem Fenster zu, während ich weiter meines Weges, zurück zu dem Motel El Castell gehe.
Den obligatorischen Burger gab es heute in Duffy´s Tavern, einem kleinen, eher unscheinbaren Restaurant, dass direkt vor eine Kaserne des U.S. Militärs gelegen ist. Wir haben uns die Frage gestellt, ob die Abzeichen mit Namen von Soldaten, die an die Decke gehängt wurden, von denjenigen stammen, die dort in Uniform zu tief ins Glas geschaut haben und denen dann, während sie zu betrunken oder eingeschlafen waren, die Aufnäher abgetrennt wurden. Wie da wohl der Ärger aussah, wenn das in der Kaserne bemerkt wurde?

